Vertrauen oder Misstrauen?

Vertrauen zu haben ist einfach, wenn wir Sicherheit haben. Doch empfinden wir Unsicherheit und Zweifel, stehen wir oft vor einem Dilemma. Was ist wahr? Worauf kann ich vertrauen? Gibt es im Außen überhaupt die eine verlässliche Wahrheit? Ist die Welt in ihrer relativ wirklichen Natur einfach subjektiv und manchmal widersprüchlich? Können verschiedene Ansichten aus verschiedenen Perspektiven betrachtet ebenso wahr sein?
Eine derartige Antwort ist für das Ego äußerst unbefriedigend, schließlich will der Mensch sich doch auf etwas verlassen können und Sicherheit haben.

Über Ideen und Ansichten unserer komplexen Welt lässt sich dann gut philosophieren, wenn die unteren Stufen der Maslowschen Bedürfnispyramide befriedigt sind. Doch rüttelt es plötzlich an den existenziellen Dingen, so zeigt sich, wie sehr wir auch in stürmischen Zeiten in uns selbst ruhen können.

In diesen Tagen wird die yogische Gelassenheit ganz schön auf die Probe gestellt. Dinge, auf die man sich bisher verlassen konnte, sind plötzlich nicht mehr in der gewohnten Weise da, und die Angst um Gesundheit und Freiheit ist wie eine Wolke, welche sich über den Planeten gelegt hat. Die neutrale Beobachtung auf Ereignisse ist in diesen emotionalisierten Zeiten wahrlich nicht einfach.

Doch nicht nur Angst vor Gesundheit oder Freiheit, sondern auch die Angst vor Diffamierung und Verleumdung beschäftigt viele Menschen heutzutage. Es stellt sich die Frage, wie es so schnell dazu kommen konnte, dass selbst alte Freunde einander nicht mehr trauen, offen ihre Meinungen zu sagen.

Zwischen den unzähligen Stimmen und Kommentaren zur aktuellen Zeit war die Astrologie immer eine Perspektive, welche das Weltgeschehen mit mehr Abstand analysieren konnte. Der Astrologe Christof Niederwieser spricht in seinen Analysen von einer sukzessiven Entwicklung des Misstrauens, welche er auf die derzeitige Saturn-Pluto-Deklination zurückführt. Diese stufenweise Entwicklung von Misstrauen wurde im Jahr 2016 mit der Flüchtlingskrise bemerkbar. In dieser Zeit wuchs aus einer anfänglichen Willkommenskultur auch das Misstrauen in Form von „Angst gegenüber dem Fremden“. Die „Me-Too-Bewegung“ 2017 rüttelte am Vertrauen zwischen Mann und Frau.
Im Zuge der Klimabewegung (2019) war der Vertrauensverlust besonders zu Autoritäten wie Politikern spürbar. Doch auch schon nach dem Abgasskandal oder spätestens nach den Netflix-Dokumentationen wie der zu Epstein oder Social Dilemma bekam das Vertrauen in Autoritäten und Konzerne große Risse.
Der Höhepunkt des Misstrauens ist nun im Herbst/Winter 2020 erreicht. Aufgrund des Virus ist die Vorgabe, in jedem Menschen eine potenzielle gesundheitliche Gefahr zu sehen. Freiwillig oder unfreiwillig meiden wir Kontakt, gehen auf Abstand, isolieren uns und misstrauen auf diese Weise unseren Mitmenschen, vor allem den Andersdenkenden und auch unserem eigenen Immunsystem. Ob dies berechtigt ist oder nicht – das Misstrauen ist da.

Wo führt uns diese „Vertrauenskrise“ hin?

Krisen können in eine Frustration führen, doch wir selbst entscheiden, ob diese uns abstumpfen lässt oder uns in der eigenen Entwicklung vorantreibt.
Bleiben wir zuversichtlich, kann uns diese Krise wieder mehr zu uns selbst bringen. Das Misstrauen in die Medien fördert das Vertrauen in die eigene intuitive Wahrnehmung. Es kann der Katalysator sein, der uns in eine Eigenermächtigung führt, uns selbst immer mehr zu vertrauen.
Astrologen sprechen immer wieder von den Saturn-Einflüssen, wenn es darum geht, faule Kompromisse zu beenden, das eigene Dharma anzunehmen und mit Integrität und Authentizität das eigene Leben anzupacken.
Die oben genannten Schritte, mit denen sich Misstrauen im Außen schrittweise manifestiert hat, gilt es zunächst in uns selbst zu anzuschauen.

Wo sind Resonanzfelder von Übergriffigkeit und anderen nicht geheilten oder integrierten Aspekten in unserer eigenen Biografie, die gerade getriggert werden?
Ob es ein gesundes Selbstbild als Mann oder Frau, die Angst vor den eigenen Schatten, oder der eigenen Größe ist – die inneren Themen sind zahlreich und die Zeit mit sich selbst fordert jeden auf seine Weise auf, dort hinzuschauen, wo es eben auch etwas unbequem sein kann.

Es ist essenziell, in dieser Zeit Ventile zu finden, Frust und Genervtheit aus dem System zu bringen. Sport, Tanzen, Lachen, Singen, Waldspaziergänge und vieles mehr wirken dem Sog entgegen, sich in der Empörung der Opferrolle und in Schuldzuweisungen zu verlieren.

Vielleicht kommen wir in diesem kollektiven wie auch persönlichen Prozess mehr bei uns selbst an, lernen Einfachheit, Integrität und echte, authentische Beziehungen wieder anders zu schätzen.

Um klar zu erkennen, welche Schritte Tag für Tag anstehen, ist eine gewisse innere Ruhe, ein still werden essenziell. Die Projektionen werden schwächer und die Dinge klarer.

The quieter you become, the more you are able to hear.

Rumi

In einer Zeit geprägt von Schnelligkeit, Unruhe und Reizüberflutung ist dieses „Stillwerden“ selbst für geübte Yogis gar nicht so einfach.

So sind wir wohl gerade alle gefordert, liebevoll mit unseren Mitmenschen und mit uns selbst umzugehen. Gerade die starken Saturn-Einflüsse räumen im Kollektiv wie auch bei jedem Einzelnen auf und fordern dazu auf, Integrität zu leben.
Dort, wo wir unsere Eigenverantwortung abgegeben haben, wo wir schnelle Sinnesfreuden vor Tiefe und Bedeutung gewählt haben, fühlen wir in diesen Tagen oft auch Enttäuschung. Mögen wir die Weisheit haben, konstruktive Antworten auf äußere Umstände zu geben.

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